Beschreibung
Unveränd. Abdr. d. Ausg. Cassel 1722, vermehrt um Landgraf Karls Briefe von der Italien-Reise an seine Frau Marie Amelie nebst gesammelten Zeugnissen über den Landgrafen, seine Reisebegleiter und der Italien-Reise selbst.
Nahezu alles, was die Literatur seit dem 18. Jahrhundert zum Ruhme Kassels zu erwähnen pflegt, ist der Initiative Landgraf Karls (1654-1730) zu verdanken: Bauten, Gärten, Sammlungen, die der Stadt einen weit über den Charakter einer mittleren Residenz hinausgehenden Ruf eintrugen, wurden unter seiner Ägide wenn nicht vollendet, so doch begonnen und aufgebaut. Schon bald nach der Regierungsübernahme 1678 hatte Karl sich angeschickt, Kassel in einen Bauplatz zu verwandeln. Mehrere große Vorhaben wurden gleichzeitig angepackt.
Dabei stellt sich die Frage, woher dem Landgrafen Anregungen für seine Pläne kamen. Was hatte er bisher an großen Gartenanlagen, an Bauwerken gesehen? Erst während seiner Italienreise – unter dem Pseudonym eines Reichsgrafen Wilhelm Moritz v. Solms und in Begleitung eines nur kleinen Gefolges – fand Landgraf Karl in einigen hervorragenden Beispielen das verwirklicht, was seine Phantasie jahrelang beschäftigt haben muss. Grotten, Vexierspiele, Inventionen, Fontänen gab es da zu sehen, die Wasserfälle in Terni, die Villen am Palatin, in Frascati, in Tivoli haben starke Eindrücke hinterlassen.
Diese Sehenswürdigkeiten prägten die Kunstanschauung des Landgrafen nachhaltig und kamen nach seiner Heimkehr in Kunstsammlungen und großangelegten Baumaßnahmen zur Nutzanwendung.
Klautes „Diarium Italicum“ (Cassel 1722) dokumentiert das alles minutiös – die gesehenen Denkmäler, die kennengelernten Architekturen, die Treffen mit Künstlern, Wissenschaftlern und Vertretern des öffentlichen Lebens – und gibt dem Leser Gelegenheit, den Landgrafen bei seinem Erleben zu begleiten.
Nicht zuletzt darf Klautes Tagebuch aber über die lokale Bedeutung hinaus auch Interesse aus eigenem Recht beanspruchen: „Nicht allein für den Literaturhistoriker, sondern in gleichem Maß für den Historiker, für den Regionalgeschichtler, für den Geschichtsschreiber der Geographie, der Statistik oder des Postverkehrs, auch auf den Mentalitätsgeschichtler wartet reiches und reizvolles Material“ in diesen Schilderungen.
Beigegeben sind die mancherlei Ergänzungen enthaltenden Briefe des Landgrafen aus Italien an seine Frau, hier erstmals veröffentlicht, und einige Zeugnisse der Rezeptionsgeschichte.